Wie wir bereits im Jahresbericht angekündigt haben, steht der Aufbau eines Rettungs- und Informationszentrums für Meeresschildkröten auf Boa Vista auf unserer aktuellen To-do-Liste. Denn immer wieder trifft unser Team während der nächtlichen Patrouillen an den Stränden auf verletzte Schildkröten, die an Land gespült, beim Nisten entdeckt wurden oder in Felsspalten gefallen sind. Häufig finden wir auch Tiere, die sich in Geisternetzen oder anderem Müll verfangen haben und durch tiefe Schnittwunden an Gliedmaßen oder Hals gezeichnet sind.
Vorfall in Nähe eines unserer Schutzcamps
Erst vor wenigen Tagen kam es für ein kleines Team aus Rangern und Freiwilligen zu einer traurigen Begegnung: Ein zurückgelassenes Fischernetz („Geisternetz“) wurde an das Ufer in Nähe unseres Strandschutzcamps Boa Esperança gespült, in dem sich insgesamt fünf Unechte Karettschildkröten verfangen hatten. Vier von ihnen konnten noch gerettet werden, indem unser Team die verletzten Tiere sofort aus dem Netz herausschnitt. Für das fünfte kam leider jede Hilfe zu spät, da es bereits tot angespült wurde.
Es fehlt an tiermedizinischer Versorgung
Diese und ähnliche Ereignisse machen deutlich, wie wichtig es ist, eine Instanz vor Ort zu schaffen, um verletzt aufgefundene Tiere fachmännisch behandeln zu können. Auch andere tiermedizinische Problemfelder wie ein Parasitenbefall oder die bei juvenilen Grünen Meeresschildkröten vorkommende Fibropapillomatose, die die Tiere durch wuchernde Tumore in Kopf- und Halsregion in einen qualvollen Tod schickt, machen den Ernst der Lage klar. Es bedarf unbedingt einer Behandlungsmöglichkeit auf der kapverdischen Insel.
Befreundeter Tierarzt leistet Unterstützung
Innerhalb des letzten Jahres haben wir uns daher mit dem britischen Veterinärmediziner Dr. Harrison Watler vernetzt, der uns bei der Errichtung eines Sea Turtle Rescue Centres auf Boa Vista unterstützen wird.
Nach Haiattacke angespülte Unechte Karettschildkröte mit schweren Verletzungen (Sommer 2022)
Erst kürzlich war er in der Hauptgeschäftsstelle in Köln zu Gast, um gemeinsam mit unseren Kolleginnen und der Geschäftsführerin Dr. Hiltrud Cordes detaillierter über das Rettungszentrum zu sprechen. Denn tatsächlich bedarf es eines großflächigen Konzepts, um sowohl einen medizinischen Bereich für Behandlungen aller Art als auch einen eigenen Rehabilitationsbereich im geplanten Rettungszentrum errichten zu können. Den Besuch nutzte unser Team, um bei einer Fachfirma für Aquarienbau vorstellig zu werden und sich über die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszutauschen.
In Felsspalte gefangene Schildkröte kurz vor der Rettung durch Team der Fundação Tartaruga
Problematik und spezifische Herausforderungen auf Boa Vista
Um sich ein umfassendes Bild der Lage auf Boa Vista machen zu können, reiste Harrison Watler vor wenigen Tagen auf die Insel. Der engagierte Veterinärmediziner hat während seines mehrtägigen Aufenthalts geplant, mit dem Team der Fundação Tartaruga über bisherige Szenarien zu sprechen und sich an den unterschiedlichen Orten ein umfassendes Bild von üblichen Verletzungen und dem Istzustand akut verletzter Tiere, die medizinische Versorgung benötigen, sowie den lokalen Anforderungen zu machen.
Deine Unterstützung für das Sea Turtle Rescue Centre
Dir gefällt die Idee, dass in absehbarer Zeit auch all jenen Meeresschildkröten geholfen werden kann, die wir bei unserer Arbeit auf Boa Vista verletzt oder erkrankt antreffen?
Dann unterstütze uns gerne mit einer Finanzspritze! Ganz gleich, wie viel Geld du zur Verfügung hast, wir freuen uns über deine Spende.
Harrison Watler und Adilson Ramos (Koordinator Hunde- und Drohnenteam) tragen verirrte Schildkröte zurück zum Strand